Vladimir fedotov Y Lm PK XA1c M unsplash

Die Pflege steht im Mittelpunkt: Höhere Löhne und mehr Fachkräfte?

Sonstige

Von Hanna Loben | KlinikRente — 21.10.2021

Die Pflege steht im Mittelpunkt: Höhere Löhne und mehr Fachkräfte?

Der Pflegebereich steht in diesen Wochen im Zentrum der Aufmerksamkeit: Nachdem auf dem Deutschen Pflegetag eine Forderung nach höheren Gehältern in der Pflege laut wurde, diskutierten Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen in den vergangenen Wochen intensiv über Fachkräftemangel, Gehälter und Pflegenotstand.

„Der Pflegepersonalmangel kommt aus meiner Sicht für die Gesellschaft gleich einer Klimakatastrophe“, sagte die Vorsitzende des Pflegerates, Christine Vogler, beim vergangenen Pflegetag in Berlin. Es brauche bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, und das bedeute einen gerechteren Lohn, erklärte Vogler. „Einer der ersten elementaren Schritte ist es, die Vergütung von Pflegefachpersonen in allen Versorgungsgebieten auf ein Grundniveau von 4.000 Euro anzuheben.“ Sie begründete diese Forderung mit der hohen Belastung und Verantwortung von Pflegekräften.

Noch-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstützte die Forderungen der Vorsitzenden: „4.000 Euro, da kann ich mitgehen“, sagte er zum Auftakt der Veranstaltung. Er könne sich vorstellen, dass der aktuelle Pflegemindestlohn von 2.700 Euro in Richtung 3.000 Euro erhöht würde. Zugleich machte er allerdings auch deutlich, dass die Verantwortung hier bei den Tarifpartnern liege, welche die Löhne und Gehälter aushandeln. Er rief deshalb die Pflegekräfte in Deutschland auf, sich zusammenzutun, um ihre Forderungen durchzusetzen.

Fachkräftemangel verstärkt sich weiter

„Eine Studie der Universität Duisburg konnte belegen, dass die Pflege in puncto Belastung und Verantwortung mit Berufen gleichzusetzen ist, die bei einem ungefähren Bruttogehalt von 4.000 Euro liegen“, erklärte Christine Vogler im Interview mit der Bild am Sonntag. Mehr Lohn bedeute zudem einen besseren Zulauf, besseren Verbleib im Beruf und die Chance, Berufsrückkehrer zu gewinnen. Weiterhin wies sie auf dem Pflegetag darauf hin, dass das jetzige Gesundheitssystem die Herausforderungen der kommenden Jahre nicht bewältigen könne.

Jonathan borba d Jz Jk Ndp9wc unsplash

Nach Angaben des Pflegerats fehlen aktuell bereits mehr als 200.000 Pflegekräfte in den Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Die Anzahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen ist in den vergangenen Jahren laut der Bundesagentur für Arbeit zwar gestiegen: Etwa 1,7 Millionen Pflegekräfte arbeiten demnach in der Alten- und Krankenpflege. Doch auch die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt laut Pflegerat von aktuell rund 4,1 auf 5,1 Millionen im Jahr 2030 an. Wenn nichts gegen den ansteigenden Personalmangel unternommen werde, fehlen dann 500.000 Pflegekräfte in der Altenpflege und in den Kliniken.

Politik setzt sich für Pflegebereich ein

CDU-Politiker Spahn erklärte, dass die große Koalition in den vergangenen Jahren bereits Voraussetzungen dafür geschaffen habe, dass jede neu eingestellte Pflegekraft in Krankenhäusern und Altenheimen refinanziert werde. „Jedes Krankenhaus, jeder ambulante oder stationäre Pflegedienst in Deutschland sucht gerade Personal und hat das Geld für die Stellen, kann sie nur nicht besetzen“, sagte er beim Pflegetag. Dieses Thema sei die große Aufgabe für die 20er-Jahre, dafür brauche es einen langen Atem, per Gesetz sei das aber nicht aufzulösen. Er verwies deshalb auf eine bessere Bezahlung etwa durch Mindestlöhne und die Reformen in der Ausbildung, wie etwa die Abschaffung des Schulgelds. Die Auszubildendenzahlen in der Pflege seien so hoch wie nie zuvor.

Im Deutschen Pflegerat haben sich große Berufsverbände der Pflegebranche als Dachverband zusammengeschlossen, um sich für die Interessen der Berufsgruppen einzusetzen und die berufliche Selbstverwaltung zu fördern. Der Pflegerat setzt sich insbesondere für verbesserte Bildungs- und Karrierechancen sowie Arbeits- und Rahmenbedingungen im Pflegebereich ein. Im Rahmen des Deutschen Pflegetags kommen Experten aus Politik, Wirtschaft und Verbänden zusammen, um über die aktuellen Herausforderungen der Pflegebranche zu beraten.

Weitere
Blogeinträge