Helfen macht glücklich: Wieso Pflegeberufe besonders zufrieden machen
Seit jeher versuchen Wissenschaftler und Philosophen, das Glück zu erforschen und eine allgemeine Formel für ein erfülltes Leben zu entwickeln. Doch welche Berufe machen am zufriedensten? Und wie viel Zufriedenheit versprechen Pflegeberufe, in denen man anderen zu mehr Glück verhilft?
Es ist schon ein launisches und kapriziöses Gefühl, dieses Glück. Es lässt sich nicht festhalten, planen oder gar vorhersagen. Und für jeden bedeutet Glück etwas anderes: Der eine beißt glücklich in seinen Döner Kebab, der andere bevorzugt das fein marmorierte Kobe-Steak im Sterne-Restaurant. Manch einer ist glücklich, wenn er den ganzen Tag in stiller Einsamkeit im Labor forschen darf, der andere freut sich am meisten, wenn er gemeinsam mit Kollegen ein Problem lösen kann.
Was ist es also, dieses Glück? Die Ergebnisse aus der Glücksforschung zeigen, dass unsere konkreten Lebensumstände – wie viel Geld wir haben oder in welcher Wohnung wir wohnen – überraschend wenig zu unserem subjektiven Glücksempfinden beitragen. Zu schnell gewöhnen wir uns an den neuen Luxus nach einem Lottogewinn oder den schicken Firmenwagen nach der Beförderung.
Priester, Physiotherapeut, Feuerwehrmann: Diese Jobs sorgen für die höchsten Glücksgefühle
Ein Großteil unseres Glücksgefühls basiert stattdessen auf unserem täglichen Verhalten und unseren alltäglichen Routinen. Welchen Beruf wir ausüben, bestimmt einen großen Teil unseres Alltags. Bleibt die Frage: Welche Jobs sorgen für das meiste Dopamin und Serotonin? Ist es erfüllender, als Manager über große Budgets zu bestimmen oder als Krankenschwester Patienten beim Genesen zu unterstützen? Kurz gefragt: Welche Jobs machen uns am glücklichsten – und was macht den Zauber von guter Arbeit aus?
In einer großen US-amerikanischen Umfrage der Universität Chicago wurden 27.000 Berufstätige nach ihrem persönlichen Glückslevel gefragt. Am zufriedensten zeigten sich der Studie zufolge folgende sechs Berufsgruppen: Priester, Physiotherapeuten, Feuerwehrleute, Bildungsadministratoren, Künstler und Lehrer. Auch wenn diese Berufe in ihren täglichen Arbeitsroutinen sehr unterschiedlich sind, haben sie doch etwas gemein: In all diesen Jobs helfen die Befragten anderen, argumentiert Studienautor Dr. Tom W. Smith. Sie pflegen, lehren oder beschützen andere Menschen.
Glück in den Pflegeberufen: Es tut gut, Gutes zu tun
Zahlreiche Studien stützen dieses Ergebnis. Forscher sind sich mittlerweile einig: Wer in seinem Beruf oder auch in seiner Freizeit anderen hilft, empfindet automatisch mehr Glücksgefühle. „Helper's High“ nennen Soziologen dieses Hochgefühl. Wenn du am Ende eines Arbeitstages das Gefühl hast, im Leben von anderen Menschen eine positive Veränderung erreicht zu haben, gehst du automatisch mit einem besseren Gefühl ins Bett.
Als Gesundheits-, Kranken- oder Altenpfleger kannst auch du von diesem „Helper’s High“ profitieren. Schließlich bist du den ganzen Arbeitstag lang damit beschäftigt, kranken, schwachen oder alten Menschen den Alltag zu erleichtern, ihnen also zu helfen. Auch wenn die Bezahlung in vielen Pflegeberufen verbesserungswürdig und die Arbeitszeiten manchmal anstrengend sind, zählen Pflegeberufe also durchaus zu den „glücklichen“ Berufen.
Klar, die Umstände machen das Helfen nicht immer leicht. Sicher machen dich jene Tage am glücklichsten, an denen du dir wirklich Zeit für deine Patienten nehmen kannst – Zeit für ein Problem, das über die tägliche Pflegeroutine hinausgeht, Zeit für einen kleinen Schwatz. Automatisch wird sich dein Serotoninhaushalt erhöhen, wenn du nach getaner Arbeit mit einem ehrlichen Lächeln belohnt wirst.
Was motiviert uns dabei, anderen zu helfen?
Die Idee, dass Geben zu einem sinnvollen Leben dazugehört, besteht schon seit Tausenden von Jahren. Schon Aristoteles schrieb, dass man Glück und Erfüllung eher darin findet, Liebe zu geben – und weniger darin, Liebe zu empfangen. Wer hilfsbereit ist, handelt also nicht nur uneigennützig. Genau genommen tut man sich beim Helfen also auch selbst etwas Gutes – und das in vielfacher Hinsicht.
Helfen steigert etwa das Selbstwertgefühl. Beim Helfen machen wir die Erfahrung, dass wir etwas bewegen und verändern können. Einer kranken, psychisch angespannten Person beim Bewältigen des Alltags zu helfen und dabei erfolgreich zu sein, erfüllt uns mit Stolz. So steigert sich automatisch unser Selbstwert. Durch die enge Bindung zu den Patienten wird außerdem unser Bedürfnis nach sozialer Interaktion gestillt.
Wer anderen hilft, hofft nicht zuletzt, dass ihm in einer ähnlichen Situation auch geholfen wird. Schon unsere Vorfahren wussten, dass das Zusammenleben in einer Gruppe einfacher und sicherer ist. Der Einzelne ist dabei vom Wohlwollen der Gruppenmitglieder sehr abhängig und sollte sich gut mit ihnen stellen – etwa durch seine eigene hilfsbereite Art.
Wer hilft, sollte die eigenen Grenzen deutlich machen
Bei allen Vorteilen birgt Hilfsbereitschaft jedoch auch Gefahren. So sollten hilfsbereite Menschen sehr genau ihre eigenen Bedürfnisse im Blick behalten. Die besten Absichten bringen nichts, wenn man sich regelmäßig selbst an die Grenzen der Belastbarkeit bringt, sowohl körperlich als auch psychisch. Gerade wer als Kranken- oder Altenpfleger arbeitet, sollte in dieser Hinsicht sehr achtsam mit seinen Kräften umgehen.
Besonders vorsichtig sollte man sein, wenn andere versuchen, die eigene Hilfsbereitschaft auszunutzen. Wenn du bemerkst, dass andere dir ständig lästige Zusatzaufgaben aufdrücken wollen, solltest du deine Grenzen schnell deutlich machen. Denn klar ist: Wer überarbeitet ist und deshalb selbst ausfällt, kann am Ende gar niemandem mehr helfen.
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